Der Werdegang der Holzkohle

Der Rohstoff Holz wird durch die im Meiler herrschenden hohen Temperaturen in seine Bestandteile zerlegt, so dass der Kohlenstoff frei wird. Man spricht von trockener Destillation. Durch das fachkundige Öffnen und Schliessen der Luftlöcher muss das Verbrennen des Holzes verhindert werden. Bis zu 150 Grad verdampft vorallem der Wasseranteil. Steigt die Temperatur weiter an, so verflüchten sich die gasförmigen Holzbestandteile. Aus 100 kg Holz können 25 kg Holzkohle gewonnen werden. Aus einem Klafter Holz darf der Köhler 300 kg Holzkohle erwarten. Die Ausbeute hängt wesentlich vom Können und vom Fleiss des Köhlers ab.

Für einen währschaften Meiler werden 30 bis 40 Klafter luftgetrocknetes Laub- und Nadelholz, meist Hartholz benötigt. Der Meilerbau ist Präzisionsarbeit. In der Mitte des Kohlplatzes werden Spälten so zusammengestellt und festgebunden, dass ein Schacht von ca. 20 cm frei bleibt. Der Köhler nennt ihn Füllihus. In diese Öffnung kommt der Füllibaum zu stehen, ein runder Holzträmmel von 15 cm Durchmesser und 4 m Länge, jedoch so, dass er später leicht herausgezogen werden kann. Dann folgt die Errichtung des Bodenrostes. Der Köhler legt um das Füllihus Spälten und Scheiter auf dem Boden aus, zuerst radial dann quer, so dass der Rost einem dichten Spinngewebe ähnlich sieht.

Jetzt kann das Aufschichten des Holzes beginnen. Es entsteht ein erster Ring von aufrecht stehenden Spälten rings um das Füllihus. Dann folgen ein zweites, drittes, oft sogar ein viertes Stockwerk (Satz). Die Zwischenräume werden mit Kleinholz ausgefüllt. Der Meiler erhält eine dichte, eng anliegende Verkleidung mit Tannästen, den sogenannten Reisigmantel. Darüber legt der Köhler einen 20 cm dicken Mantel aus angefeuchteter Löschi (Kohlengries), sodass der Meiler luftdicht abgeschlossen ist. Zur Sicherung des Meilers werden in Abständen von einem Meter Spälten an die Meilerwand gestellt und die unteren zwei Stockwerke mit Drahtseilen zusammengebunden. Mit dem Herausziehen des Füllibaumes wird der Kamin (Füllihus) in der Mitte des Meilers frei. Der Köhler füllt das ganze Füllihus von unten bis oben mit glühender Holzkohle. Dann sticht er am Kopf des Meilers zwei bis drei Reihen Luftlöcher. Wenn die Glut ins Holz eindringt, steigt aus den Luftlöchern weisser Rauch. Die Verkohlung beginnt oben in der Mitte und verläuft allmählich gegen aussen und von oben nach unten. Der Köhler muss während 14 bis 18 Tagen den Meiler dauernd überwachen, hier Luftlöcher stechen, dort wieder zustopfen, die Löschi anfeuchten, alle zwei Stunden Füllikohle nachschütten und dafür besorgt sein, dass die Glut nicht durch den Mantel dringt. Bei einem Meiler von 40 Klafter Holz werden gegen 30 000 Liter Wasser verdampft. Ist der oberste Teil des Meilers verkohlt, so wird der "Grind" abgenommen, der Rest wieder mit Löschi gedeckt und die Verkohlung bis auf den Bodenrost fortgesetzt. Die glühende Kohle wird sorgfältig mit Wasser abgekühlt, in Jute-Säcke abgefüllt und gelagert.

Kurt Salzmann, 5.4.2003