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'Warnemünde' von Kurt Salzmann

Warnemünde


Erste Feriengäste kommen 1817 nach Warnemünde. Das Bäderwesen entwickelt sich zögernd. Mit ihm entstehen die liebenswerten "Glaskästen" (unbeheizte Holz-Glas-Veranden vor den Fischer- und Kapitänshäusern) und Badestrände, zuerst streng nach Geschlechtern getrennt. Die Gewerbebeschränkungen werden ab 1867 gelockert. Und obwohl mit dem Kapitän Stephan Jantzen, der 1866 Lotsenkommandeur wird, ein neuer Warnemünder Volksheld geboren ist, beschreibt Theodor Fontane den Ort bei seinem Besuch im Jahre 1870 noch höchst unvorteilhaft: "Es wäre reizend, wenn es nicht so reizlos wäre.". Der seit Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Dänemark und Warnemünde bestehende Postdampferverkehr wird 1903 mit Eröffnung des Neuen Stromes in einen Eisenbahn-Fährverkehr umgewandelt. Damit kommt der Alte Strom zu seinem heutigen Namen und verliert gleichzeitig die Bedeutung als Hafenausfahrt. Der Strandkorb, heute von deutschen Stränden nicht mehr wegzudenken, erlebt in Warnemünde im Jahre 1883 seine Premiere.



In den 20er Jahren ist es Ernst Heinkel, der Warnemünde zu neuem Ruhm verhilft: In Hohe Düne entsteht eine kleine Fabrik für Segelflugzeuge. Ein neuer Industriezweig ist geboren, der Rostock während der Kriegsaufrüstung in den 30er Jahren durch die Firmen Heinkel und Arado über 30.000 Beschäftigte allein im Flugzeugbau bescheren soll. Eine rege Bautätigkeit setzt auch in Warnemünde ein. Um die Eigenständigkeit des Ortes zu demonstrieren, werden den neuen Straßen mit Vorliebe Namen gegeben, die auch im Rostocker Stadtplan zu finden sind. Mit zwei Flugzeugfabriken und einer U-Boot-Werft bedeutender Rüstungsstandort und durch die Küstennähe leicht von Flugzeugen aufzuspüren, wird Rostock schon 1942 zum Ziel der Royal Air Force. Auch wenn die Masse der Bomben das Stadtzentrum trifft, bleiben die periphären Stadtgebiete nicht verschont.


Am 1. Mai 1945 besetzen Truppen der Roten Armee die Stadt und beenden damit den 2. Weltkrieg auch für Warnemünde. Extreme Wohnungsnot herrscht: Fast die Hälfte des Rostocker Wohnraums ist zerstört, Umsiedler suchen ein neues Zuhause in der Stadt. Die Hotels und Pensionen werden in viele kleine Wohnungen umgewandelt. Während die Zukunft der Rostocker Industriebetriebe noch von den Reparationsverhandlungen abhängt, entsteht in Warnemünde mit der Warnow-Werft der erste neue Industriestandort. Werden zunächst gehobene Schiffswracks wieder aufgemöbelt, beginnt man Mitte der 50er Jahre auch mit dem Schiffsneubau. Der Seekanal wird ausgebaggert, damit der Bau des neuen Überseehafens beginnen kann. Das Bäderwesen, nun staatlich oder volksbetriebseigen als "Feriendienst" organisiert, belegt die wenigen noch vorhandenen Hotels. 1971 wird das Hotel Neptun eröffnet - Warnemünde soll zahlungskräftige Devisen-Touristen anlocken.


Seit der politischen Wende ab 1989 verändert auch Warnemünde sein Gesicht. Vieles erstrahlt in altem Glanz, Neues gesellt sich harmonisch hinzu. Die Immobilienpreise haben ein Niveau erreicht, das so manchen alten Warnemünder zu vertreiben droht. Wohin die Entwicklung das Ostseebad auch tragen wird - die Warnemünder werden dafür sorgen, daß der Ort so liebenswert bleibt, wie er jetzt ist.


Minoltal Dynax 7xi, Minolta AF 35-105mm 3.5-4.5, Fujichrome 100.

Anmerkungen:

HaDi Rö, 16.6.2002 um 10:29 Uhr
..deine Hoffnung möge sich erfüllen...aber ewig lockt des schnöde Geld...schönes Bild...

Andreas Allgeyer, 16.6.2002 um 10:52 Uhr
Respekt, gute Aufteilung, guter Blickwinkel. Irgendwann, da lerne ich das auch noch. Hoffe ich. Denke ich, wünsche ich mir mal :-)

Dietmar Gebert, 16.6.2002 um 11:15 Uhr
Herzlichen Glückwunsch zu dem Bild
Hab vor ein paar Wochen dort Urlaub gemacht.Mein Foto von dem Motiv ging daneben
DG


Maren Arndt, 16.6.2002 um 12:10 Uhr
Klasse Foto - phantastische Doku.
Es ist inzwischen wunderschön an der deutschen Ostseeküste in den Gebieten der ehemaligen DDR. In jedem Fall eine Reise wert.
Zum Beispiel im Oktober zum FC Treffen nach Rügen.
Liebe Grüße von Maren und einen schönen Sonntag wünsche ich Dir.


Jorge Jacinto, 16.6.2002 um 12:48 Uhr
Good
composition !


Monika , 16.6.2002 um 21:55 Uhr
Das Bild gaukelt uns eine heile Welt vor, die Tür steht schon offen. Eintreten und alles hinter sich lassen?
So einen Ort möcht ich manchmal haben...
Ich mag es und die Info dazu ist megastark. In Warnemünde war ich auch schon, daran kann ich mich allerdings nicht erinnern, es war auch kurz nach der Wende.
Grüße Monika


Jürgen Menzel, 16.6.2002 um 22:16 Uhr
Sei doch ehrlich, da hast Du eine Postkarte gekauft...:-))
Ich bin immer wieder gerne in Warnemünde.
Gruß Jürgen


Carina Meyer-Broicher, 16.6.2002 um 22:46 Uhr
d hast du die geschichtsstunde in ein wunderbares foto verpackt, postkarte im besten sinne.
lg carina